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Dr. Moshé Feldenkrais

geboren 1904 in Slavuta/Ukraine – gestorben 1984 in Tel Aviv.

Als Jugendlicher wanderte F. nach Palästina aus. Er arbeitete zunächst als Bauarbeiter und Nachhilfelehrer, spielte begeistert Fußball und übte Jiu-Jitsu Kampfsport aus. Ab 1928 studierte er Maschinenbau und Elektrotechnik in Paris, erwarb den Doktortitel in angewandter Physik an der Sorbonne und arbeite mit Frédéric Joliot-Curie in der Atomforschung. Gleichzeitig gründete er im Auftrag von Professor J. Kano den „Judoclub de Paris“ (schwarzer Gürtel zweiten Grades). 1940 floh F. nach Schottland, war eingesetzt in der U-Boot-Ortungs-Forschung der Alliierten, hielt wissenschaftliche Vorträge und unterrichtete Judo.

Als sich eine alte Knieverletzung verschlimmerte, begann F. seine Körperbewegungen systematisch zu studieren. Er verfeinerte sein kinästhetisches Empfinden und brachte sich nach und nach bei, auf neue Weise effizient und ohne Schmerzen zu gehen. Der Erfolg dieses Vorgehens ermutigte Feldenkrais, seine Entdeckungen zu einer Lernmethode weiter zu entwickeln. Er las, praktizierte und reiste viel, hielt Vorträge, bildete SchülerInnen in Israel und den USA aus. Im Grunde stets Wissenschaftler geblieben, legte Moshé Feldenkrais zahlreiche Publikationen über seine Lernmethode vor.

Dr. Moshé Feldenkrais gründete seine Methode auf die lebenslange Lern-Fähigkeit von Lebewesen.

In jedem Menschen ist die Fähigkeit angelegt, sich immer wieder auf veränderte Bedingungen einzustellen und Lebens-bedingungen neu zu gestalten. Bereits kleine Kinder sind hierin große Erfinder: Sie lernen „nebenbei“, nutzen Sinne und Bewegung, um Ähnlichkeiten, Unterschiede und Zusammen-hängen herauszufinden. Über Verkörperung von Erfahrung im Empfinden, Fühlen, Denken und Tun entwickelt sich ihr Potential und ihre Individualität. Erwachsene können dieses Vorgehen ohne weiteres wieder aufgreifen. Es entspricht der Funktionsweise des Menschen.

Bewegungen gehen einher mit Handeln: unsere Bewegungen sind absichtsvoll. Wer sie ausführt, möchte etwas Bestimmtes tun oder ausprobieren. Viele wissenschaftliche Befunde bestätigen diese Erfahrung – aktuell die der Neurobiologie. Das will berücksichtigt werden: Feldenkrais-Lernstrategien beruhen in Praxis und Theorie auf langjähriger und breiter Erfahrungsbasis darüber, wie sich Verhalten und Bewegung entsprechen.

Feldenkrais ist „quer“ zu herkömmlichen beruflichen Feldern angesiedelt: Feldenkrais reicht hinein in Pädagogik, Bildung & Erziehung, Künste und Wissenschaften, Gesundheit, Psychotherapie, Medizin, Pflege, Freizeit, den Sport und ins Management.

Feldenkrais bietet Ihnen einen umfassenden Prozess lernender Selbstlenkung an. Der Weg dorthin geht über Bewegungs-Erfahrungen. Über Bewegung können Sie sich auf neue Weise wahrnehmen. Bewegung dient als Mittel, um „Bewusstheit im Tun“ zu erlangen. Das ist eine der Voraussetzungen, um das tun zu können, was Sie tun möchten und ebenso, um über bisherige Grenzen hinauszuwachsen.

"Fortschritte begabter Menschen entstehen dadurch, dass sie sich ihrer selbst inne sind, während sie tun. Ihr Talent entspricht der Freiheit, ihre Verfahrensweisen zu wählen (…).  Ein Geiger, Schauspieler, Schriftsteller oder wer auch immer, der sich der Bedeutung von Bewusstheit nicht inne ist für die Art und Weise, wie man sich im Leben beim Handeln oder Funktionieren selber leitet, wird in dem Augenblick aufhören sich zu entwickeln, da er die Verfahrensweise, welche er für die richtige hält, erreicht zu haben glaubt. Manche großen Pianisten z.B. sind sich beim Üben stets ihrer Spielweise inne, erkennen, was daran Gewohnheit ist, und entdecken Alternativen dazu. (..) Neue Verfahrensweisen sind jedem verfügbar, der sich entdeckt oder der das Glück gehabt hat, auf einen Lehrer zu stoßen, der ihm geholfen hat, lernen zu lernen"
Moshé Feldenkrais, Die Entdeckung des Selbstverständlichen, S. 140

Der Name der Feldenkrais Methode geht zurück auf den Gründer Dr. Moshé Feldenkrais, Physiker, Wissenschaftler und Judo-Kampfsportler (1904 bis 1984).

M. Feldenkrais orientierte sich an Bewegung als dem grundlegendsten der Sinne. Der sechste Sinn, der Bewegungssinn, heißt Kinästhesie. Der Begriff geht zurück auf das altgriechische Wort kinein = sich bewegen und aísthesis = wahrnehmen. Je ausgebildeter dieser Sinn ist, desto angemessener können Gegenstände, Lebewesen und Sachverhalte voneinander unterschieden werden. Das ist eine der Voraussetzungen für Erleben, Erkennen, Verstehen, Erfinden und zweckgemäßes Handeln.

M. Feldenkrais befasste sich mit dem Zusammenhang von menschlicher Entwicklung und Handeln, Lernen und Bewegung. Als Physiker untersuchte er hierbei die Bedingungen von Schwerkraft auf Verhalten. Er fragte nicht nur: Was geschieht und warum, sondern auch: wie geschieht was und wozu? Sein Interesse galt dem Handlungsablauf. Körperhaltung verstand er deshalb nicht als statischen Zustand, sondern als dynamisches Geschehen, das sich auf Verhalten bezieht.

In Leben und Werk war M. Feldenkrais Forschender, Praktizierender, Lehrender und Lernender zugleich. Diesem Pionier ging es um eine Überwindung des Denkens in Gegensätzen − und das auf eine Weise, die seiner Zeit weit voraus war. Inzwischen ist die Feldenkrais Methode in einem professionellen Feld weltweit verbreitet, genießt steigende Bekanntheit und erwirbt gesellschaftliche und wissenschaftliche Anerkennung. feldenkrais-method.org

Veröffentlichungen Dr. Moshé Feldenkrais (Auswahl)

  • 1994 (Original 1949)
    Der Weg zum reifen Selbst.
    Phänomene menschlichen Verhaltens.

    Paderborn: Junfermann
     
  • 1951:
    Higher Judo,
    London: Frederick Warne & Co
     
  • 1968 / 1978
    Bewusstheit durch Bewegung.
    Der aufrechte Gang.

    Frankfurt: Insel, dann Frankfurt: Suhrkamp, Taschenbuch 2638
     
  • 1977 / 1981:
    Abenteuer im Dschungel des Gehirns.
    Der Fall Doris.

    Frankfurt: Insel, dann Frankfurt: Suhrkamp, Taschenbuch 663
     
  • 1985 / 1987:
    Die Entdeckung des Selbstverständlichen,
    Frankfurt: Insel, dann Frankfurt: Suhrkamp, Taschenbuch 1440
     
  • 1989 / 1992:
    Das starke Selbst,
    Frankfurt: Insel, dann Frankfurt: Suhrkamp, Taschenbuch 1957 (entstanden in den vierziger Jahren, posthum veröffentlicht)